Pflanzen für Problemstellen im Garten

 Wer kennt das nicht, immer wieder gibt es Stellen im Garten, an denen kein Halm wächst, egal, was der Gärtner ausprobiert. Doch auch dafür gibt es in der Pflanzenwelt Lösungen. Wir stellen hier einige der Pflanzenstrategen vor, die sich auf schwierige botanische Fälle spezialisiert haben.

Häufig werden wir im CampoVerde auf besondere Umstände im Garten angesprochen, die nicht so einfach zu lösen sind. Es kann vorkommen, dass der Nachbarshund immer wieder an die gleiche Stelle pinkelt, oder der feuchte Standort unter der Regenrinne im Sommer steinhart und trocken ist und im Winter dauernass. Bekanntermaßen sind schattige und trockene Stellen oft unerwünscht kahl, aber auch sonnig und trocken ist je nach Bewässerungsmöglichkeit oft nicht ganz einfach zu bepflanzen.

Daher wollen wir hier ein paar ungewöhnliche Problemlösungspflanzen vorstellen, die vielleicht in einer anderen Gartensituation lästig oder gar schwierig sein können. Doch gerade deshalb, weil sie sich in widrigen Umständen gut durchsetzen können, sind sie an Problemstellen oft die einzige Lösung zur Begrünung.

Und kahle Stellen im Garten mag keiner, oder?

Für den wechselfeuchten Standort

- Ligusticum scoticum, schottischer Liebstöckel: Er kann in der Küche wie Liebstöckel eingesetzt werden. Im Halbschatten oder in der Sonne ist ihm ein wechselfeuchter Standort gerade recht, denn er verträgt Trockenheit im Sommer und feuchte Zeiten im Winter. Zudem sind die hellen Blüten über dem dunklen Laub eine echte Zierde. 

- Alchemilla mollis, der Frauenmantel: Er wächst super in Sonne und Halbschatten. Besonders gut kommt er damit zurecht, wenn die oberen Erdschichten abtrocknen, aber in der Tiefe das Wasser noch steht, etwa aufgrund von Bodenverdichtung. Auch am Teichrand sehr beliebt! Das Laub kommt zudem gut mit dem Dauertropfen, etwa aus einer Regenrinne, zurecht. Wer die Ausbreitung eindämmen will, der schneidet die Blüten einfach zurück. Sie sehen ja auch super in der Vase aus.

Salzgehalt im Boden

- Leymus arenarius, der Blaustrandhafer: Er kann belastete und sehr salzhaltige Böden bewachsen, beispielsweise wenn eine Fläche früher als Mülldeponie diente. Auch viele chemische Rückstände, starker Wind und Temperaturextreme können dem Blaustrandhafer nicht viel anhaben. Sehr gut geeignet also für flächige Bepflanzungen, besonders dann, wenn dort der Boden wieder verbessert werden soll. Aber Achtung, er breitet sich gerne aus!

Hundeurin enthält große Mengen an Nitrat, was dazu führt, dass oft unschöne gelbe Stellen im Rasen entstehen. Besonders ärgerlich ist es, wenn in einem ansonsten schön gepflegten Beet eine Stelle immer wieder von Hunden besucht wird, und sich dort nichts entwickeln will. Doch es gibt Pflanzen, die Nitrat mögen!

- Artemisia pontica und A. maritima, Römischer Beifuss und Strandbeifuß: Diese beiden Beifußarten kommen mit erhöhter Salzkonzentration im Boden zurecht. Vielleicht muss der Standort nach der Pflanzung zunächst etwas geschützt werden, bevor sich die Jungpflanzen etablieren können. Doch dann haben sie zwei Vorteile: sie können Salz gut wegstecken, sowohl im Boden als auch nach mehrmaliger erneuter "Düngung". Zudem haben sie einen starken Eigenduft, der empfindliche Hundenasen stört. Ein Zweiglein davon im Kleiderschrank vertreibt außerdem die Motten.

- Acanthus mollis, der weiche Bärenklau: Man glaubt es kaum, aber auch er kommt mit großen Salzkonzentrationen gut zurecht. Und zudem wächst er auch im Halbschatten und verträgt Wurzeldruck von großen Bäumen. Zwar breitet sich der Bärenklau aus, doch lange nicht so stark wie etwa Bambus, er braucht also keine Wurzelsperre. Idealerweise wird der Bärenklau im Winter als Jungpflanze etwas geschützt, denn er ist nur bedingt winterhart. Zudem liebt er eher frischen Boden. Setzt man ihn geschickt ein, etwa in einer Senke, braucht er kaum Pflege. Das "Hundepipi" versorgt ihn mit den nötigen Nährstoffen.

Besondere Wachstumsbedingungen

- Petrorhagia saxifraga, Steinbrech-Felsennelke: Wie der Name schon sagt, sehr trocken, steinig und vollsonnig kann diese kleine Pflanze sehr gut wegstecken. In milden Wintern immergrün, kommt sie gut auf Dachgärten oder im Steingarten mit durchlässigem Boden und wenig Wasser zurecht. Auch Wurzeldruck verträgt sie gut.

Im besonderen Fall (siehe Foto) wächst diese Felsennelke an der Straße vollsonnig unter einem Zaun und vor einer Eibenhecke. Der Zaun verhindert, dass sie bei Regen viel Wasser bekommt. Den ganzen Tag brennt die Sonne auf die Stelle, Hunde kommen vorbei und schnüffeln, Autoabgase gibt es auch. Die Eibenhecke ist groß genug, um ihr noch Närhstoffe und Wasser streitig zu machen. Doch das alles hindert sie nicht am Wachstum. Die Felsennelke blüht und begrünt einen Standort, der jahrelang kahl stand. Besondere Pflege braucht es dafür nicht. 

- Humulus Lupulus, echter Hopfen: Aus dieser Pflanze wird kein Bier hergestellt, sie kann aber etwas anderes. Eine große hässliche Garagenwand, darunter wenig Boden, und wechselsonnige oder schattige Verhältnisse - wie geschaffen für diesen Kletterer der Superlative. Hopfen wächst bis zu 8 Meter hoch und 3 Meter breit an einer vertikalen Fläche entlang. Er braucht dazu nur etwas Unterstützung zum Ranken (etwa Haken in der Wand oder ein paar Schnüre) und ein kleines Pflanzloch. Sogar aus  einem größeren Topf heraus schafft er eine beachtliche Höhe. Im Winter sterben dann alle oberirdischen Teile der Pflanze ab, im Frühjahr treibt sie aus dem Wurzelstock wieder aus. Hopfen bildet eine kräftige Pfahlwurzel, die ihm auch aus großer Tiefe genug Nährstoffe besorgt. Zudem zerstört er das Mauerwerk nicht, da er dort nicht eindringen kann, wie etwa Efeu oder Wilder Wein. Man bekommt also keine Probleme mit dem Nachbarn, die Garagenwand ist aber dennoch unsichtbar. Und: die Kühlleistung von bepflanzten Wänden im Sommer ist nicht zu unterschätzen!