Von wegen Winterlangeweile!

Es lohnt sich, nicht gleich im Herbst mit der großen Aufräumaktion im Garten zu starten. Wer jetzt alles kahl schneidet, jedes bisschen Braun in den Kompost wirft und alle Gehölze in Form schneidet, damit es aufgeräumt aussieht, tut sich keinen Gefallen.

Woran soll denn dann die Girlande für Weihnachten aufgehängt werden? Insekten, Vögel und Wildtiere profitieren sehr davon, dass im Winter noch etwas Abgeblühtes, ein paar Früchte am Zweig, ein Reisighaufen oder Hagebutten an den Rosen im Garten zu finden sind. Und Grashalme, vor allem die der hohen Gräser, sehen einfach zu zauberhaft aus, wenn sie im Wind schaukeln.

Besonders spannend wirken Pflanzen, deren Fruchtstände im Winter so attraktiv sind, dass man sie fast für Skulpturen halten könnte. Das ist etwa bei allen Purpursonnenhutsorten der Fall (Echinacea purpurea). Die Blütenblätter fallen oder vertrocknen, zurück bleibt ein Igelkopf, der sich erst Tieforange färbt und dann langsam Schokoladenbraun wird.

Das Brandkraut (Phlomis russeliana) legt nach und entwickelt gleich mehrstöckige Fruchtstände von unglaublicher Standfestigkeit, die oft sogar noch Hagelstürme im Januar überstehen. Außerdem bleibt das Laub ganz lange grün. Fluffig und wie ein Wattebauschball kommen viele hohe Astern daher, wie etwa Aster ericoides Herbstmyrte.

Elfenblumen-Blätter wie die von Epimedium x versicolor Cupreum sehen selbst dann noch toll aus, wenn sie komplett braun sind, auf ihren langen zarten Stilen kann man sie im Wind rascheln hören. Sie dienen zum Beispiel Kleintieren oft als Schutz zum Verstecken im Winter und decken den Boden gut ab. Und Gräser sollte man sowieso bis Februar stehen lassen, egal wie braun sie geworden sind, das Laub dient der Pflanze als Winterschutz.

Aber die Rosen? Die entwickeln sich eigentlich auch besser, wenn sie zur Zeit der Forsythien-Blüte geschnitten werden, also im März. In diesem Jahr stehen die Rosen vielerorts sowieso noch voll im Saft, ein Schnitt würde nur dazu führen, dass sie neu austreiben. Also besser einfach so stehen lassen, wie sie sind. Damit keine zarten jungen Triebe beim ersten Frost abfrieren. Das würde der Pflanze langfristig mehr schaden, als ihr zu nützen.

Überlegen sie also zweimal, ob sie etwas wirklich schneiden wollen. Klar, alles, was sich zu sehr versamt und damit lästig wird, muss weg. Oder auch die Laubberge, die alle immergrünen Bodendecker zudecken würden, so dass diese keine Luft mehr bekämen. Aber das ein oder andere darf stehen bleiben. Und sei es nur als Augentrost im Winter, damit uns das Warten auf das Frühjahr nicht zu schwer wird.

Epimedium x versicolor Cupreum

Epimedium x versicolor Cupreum